Hallo an Alle!
Eigentlich „müsste“ sollte ich tausend Dinge tun und wenn ich dann schon 597 Dinge getan habe, halte ich manchmal inne und frage mich: „Was mache ich hier eigentlich?“
So oft stoßen wir auf Dinge, die man nicht beim Namen nennen darf, weil …, ja weil …, ja weil was eigentlich?
- weil man anderen damit auf den Schlips tritt?
- weil man andere damit in Teufelsküche brächte?
- weil die Wahrheit keiner hören will, bzw. eh keiner glauben würde?
- weil einem Nachteile daraus erwachsen?
- weil man Angst hat um seine Existenz?
Wir haben uns in unserer Arbeit schon von vornherein für Menschen mit Behinderung eingesetzt ohne dass es bewusst im Fokus unseres Handelns stand und als wir vor etwa 2 Jahren unseren Querschnittsgelähmten Mitarbeiter zu uns in die Firma nahmen, eröffnete sich schon durch ihn für meine Geschäftspartnerin und mich eine andere Welt. Als wir dann noch durch den Ausbau unserer Social Media Accounts immer mehr Kontakt zu Menschen mit Behinderung bekamen, waren wir oft sprachlos über die Erlebnisse, die sie uns schilderten. Und an ein Gespräch erinnere ich mich noch ganz genau, danach war ich fertig. Aufgrund der Dinge, die mir schon in meinem Leben passiert sind, glaube ich von mir sagen zu können, dass ich hart im Nehmen bin. Aber nach dem Gespräch konnte ich nur weinen und das passiert mir wirklich nicht oft. Was für Gemeinheiten und Grausamkeiten wir Menschen uns untereinander antun, übersteigt immer wieder meine Vorstellungskraft.
Bisher haben wir immer nur einigen Vertrauten über diese Gespräche und Merkwürdigkeiten auf die wir stoßen erzählt. Ob wir es uns gut genug überlegt haben, weiß ich gar nicht mal, aber wir wollen nach und nach unser Schweigen brechen. Einer muss den Anfang machen …
Und die erste Frage, die ich aufwerfen will:
Kann es sein, dass Angst vor Jobverlust bei den Menschen ohne Behinderung, es so schwer macht, dass Menschen mit Behinderung eine tatsächliche Chance auf gesellschaftliche Teilhabe bekommen?
Wenn ich mir die Aktionspläne der Länder zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (an denen drei! Jahren gearbeitet wurde) anschaue und dort der Abbau unklarer Zuständigkeitsstrukturen niemandem zugeordnet ist wie ebenfalls die Schulung von Lehrkräften zum Umgang mit der inklusiven Beschulung niemandem zugeordnet ist, dann stelle ich ein ernst gemeintes Bemühen schon mal per se in Frage.
Was mich dazu dann zusätzlich irritiert, ist die Tatsache, dass man Anlaufstellen einrichtet bei denen Lehrer ihr Herz ausschütten können, wenn sie mit dem Thema Inklusion Schwierigkeiten haben. Die Idee ist grundsätzlich gut, wenn ja schon keiner für die Schulung zuständig ist, aber da diese Stellen von der Arbeitgeberseite betreut werden, fragt man sich natürlich, ob sich überhaupt ein Lehrer traut dort hinzugehen. Niemand kann sich erlauben seinen Job aufs Spiel zu setzen, also hält man besser den Mund. Und eins möchte ich klarstellen, ich finde es absolut legitim Schwierigkeiten mit Inklusion zu haben, wir haben ja bisher Exklusion gelebt und Schulungen würden einfach Unsicherheiten nehmen. Aber so schwingen Unsicherheiten und Ängste in den Prozess mit rein.
Wie tief die Angst vorm Jobverlust sitzt, erlebte und filmte ich mit bei einem Interview als ein kleines Mädchen eine Mitarbeiterin des … (Einrichtung für Menschen mit Behinderung) nach ihrem Job befragte und die Mitarbeiterin darauf antwortete: „Ja, ist ein ganz toller Job, kann ich Dir empfehlen, aber erst, wenn ich weg bin.“ Ich brach das Filmen nach dieser Aussage ab und fragte mich, wenn diese Mitarbeiterin nun schon so viel Angst hatte, dass der kleine Döppel in „nahender“ Zeit ihr den Job wegnehmen könnte, wie viel Bereitschaft kann diese Frau haben einen Menschen mit Behinderung wirklich in ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Danach würde ihr ja ihre „Arbeitsgrundlage“ fehlen.
Ich möchte hier auch einmal einen Teil meines Schriftverkehrs mit ein paar Mitstreitern reinsetzen, wo ich grad einer Freundin, die ich hier mal Z.. nenne, aus der Ferne mithelfe, dass sie den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt schafft:
@...: und wieso soll ich anrufen, dass Frau X (möglicher Arbeitgeber von Z..) sich beim Arbeitsamt meldet, warum ruft Frau Y vom Arbeitsamt nicht selber dort an. Warum wird das nun so umständlich gemacht, Frau Y kann doch im Sekretariat nachfragen wann Frau X am besten zu erreichen ist, Telefonnummer hat sie und wenn nicht könnte man die auch googeln. Frau X ist ja nicht nur …, sie macht ja auch …, also muss man halt ne Zeit abstimmen, that’s it. Es kann doch nun nicht ernsthaft wahr sein, dass die Person die am weitesten weg ist von allem, zwei Menschen zusammen bringen muss, die in der gleichen Stadt sitzen und nur zum Hörer greifen müssen. Und die Aussage von der Chefin des Jobcenters, dass Frau Y (Fallmanagementsachbearbeiterin von Z..) nun über die Fördermöglichkeiten Bescheid weiß, weiß ich nun gar nicht, ob mich das freuen oder erschrecken soll. Aber ich tendiere jetzt mal zu freuen. Dass es die Förderungen (100%ige Förderung in der Probezeit) von denen ich gesprochen habe seit diesem Jahr nicht mehr geben soll, erstaunt mich, in … setzt man es immer noch ein, aber okay. Wenn ich mir überlege, was für eine Kohle ausgegeben worden ist damit Z.. so Maßnahmen wie Lachyoga und wie es alles geheißen hat, machen konnte, aber jetzt für den Einstieg in den Job, was ihr wirklich helfen würde, da ist dann kein Geld für da. Ich schnall es nicht!
@ Z.. und …: Was hat denn nun Frau XYZ (Leistungssachbearbeiterin von Z..) vereinbart und was hat nun Frau Y (Fallmanagementsachbearbeiterin von Z..) zu Euch gesagt. Werden denn nun wenigstens die Leistungen erst mal weiter bezahlt? Was weiß Frau Y denn nun wie die Fördermöglichkeiten sind, hat sie es Euch wenigstens schon erzählt? Zu wann soll dann nun die Praktikumszeit enden? Und zu wann soll dann nun die offizielle Einstellung stattfinden? Und was immer noch nicht geklärt wurde, ist, was mit dem Vermittlungsgutschein passiert ist, der stünde … zu. Das sind immerhin auch x €. Der ist ja einfach irgendwo verschütt gegangen. Und wenn es tatsächlich in … nicht möglich ist, was in anderen Städten geht, dass Z.. eine dreimonatige Vollfinanzierung bekommt, dann sollten wir schon mal den Antrag über … stellen und den Eingliederungszuschuss erneut mit dem richtigen Einstellungsdatum stellen, dass zumindest für 6 Monate die 50 % des Lohns übernommen werden.
@ an alle: weiß jemand von Euch die email-Adresse von der Leiterin des Jobcenters oder Ihren Vornamen, dann könnte ich mir die email-Adresse selbst zusammen puzzeln und dann würde ich sie anschreiben und dann sollen sie doch einfach schriftlich mitteilen was geht und was nicht. Ich arbeite ja nun nicht ständig mit Arbeitsämtern zusammen, aber in …, … und …, geht immer alles zack zack und schriftlich. Ist … so arm oder haben die nicht genug Arbeitslose, dass sie wenn sie dann mal welche haben, die nicht hergeben wollen? Wollen die Z.. heiraten?? ; ) Wenn Frau Y (Fallmanagementsachbearbeiterin von Z..) Z.. so sehr mag, kann sie ja auch privat mal nen Kaffee mit ihr trinken gehen. Sorry! ; ) Aber manchmal verstehe ich es wirklich nicht. Aber eins muss ich sagen, wenn ich mir überlege wie groß das Arbeitsamt in … ist und wie groß es in … ist, könnte es wirklich sein, dass sie gar nicht alle in die Vermittlung bringen dürfen, damit sie selbst ihre Jobs behalten.
Dass aus öffentlichen Geldern Arbeitgeber sich nun keine Arbeitsplätze finanzieren lassen sollen, das verstehe ich natürlich. Aber tatsächlich entsteht je nach Behinderungsform wirklich zunächst ein Mehraufwand, den ein Arbeitgeber auch erst mal auffangen muss. Allerdings warum ein Investment von öffentlichen Geldern in Lachyoga nun einen höheren Stellenwert hat, als ein Investment in die Eingliederung ins Arbeitsleben, geht nicht in meinen Kopf, zumal sich das Lachen bei erfolgreicher Eingliederung auch ganz ohne Lachyogakenntnisse einstellt!!
Ist es die Angst vorm Jobverlust der Menschen ohne Behinderung die Inklusion so schwierig werden lässt? Sollte man da mal länger drüber nachdenken wie man mit den Ängsten derer umgehen will für die die Betreuung von Menschen mit Behinderung ihre Lebensgrundlage darstellt? Sollte man mal überlegen, wie man diese Jobs umgestaltet, dass sie erhalten bleiben? Sollte man mal überlegen wie man die Rahmenbedingungen für die Umsetzer von Inklusion gestalten muss, dass diese offen und ehrliche ihre Ängste und Unsicherheiten ansprechen dürfen?
Fragende Grüße
Bettina
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